Alice und die Grinsekatze
Wir sind von den Journalistinnen aus der EMMA-Redaktion um Alice Schwarzer einiges gewohnt. In der neuen Ausgabe der EMMA (Frühling 2012) haben die Damen allerdings den Vogel abgeschossen. In ihrem Beitrag „Frauenhass DIE VERSCHWÖRUNG DER MASKULISTEN“ werden schwere Geschütze gegen Männerrechtler und Maskulisten aufgefahren – geladen größtenteils mit Platzpatronen. So werden Zitate wohlweislich aus dem Zusammenhang gerissen widergegeben, ohne auf die Originalstelle zu rekurrieren, ad personam Attacken gefahren, Auslassungen, Aneinanderreihungen gesetzt um einen bestimmten Eindruck entstehen zu lassen und am Ende des Beitrags darauf verwiesen, wohin „die maskulistischen Männerfantasien im Extremfall führen können“ (32). Ihr wisst es nicht? Ich sage es euch: Zu terroristischen Anschlägen a la Breivik.
Die EMMA stellt zu Beginn des Beitrags Zitate von ihrer Meinung nach führenden Männerrechtlern und Sympathisanten des gehobenen Niveaus, sprich von „Journalisten und Wissenschaftern“ (22), frei in den Raum, reiht sie aneinander und gibt uns dann zu verstehen, dass dies nicht „durchgeknallte Sprüche von durchgeknallten Frauenhassern im Internet“ (cf., ibid) wären, sondern eben von angesehenen Intellektuellen stammen würden. Schlimm nicht? Ich finde nicht.
Der erste, der phösen Männer – die EMMA nennt ihn „Der Worführer“ – ist Volker Zastrow. Hier wird sich daran abzuarbeiten gesucht, dass richtigerweise – Emma spricht von „extremer Irrationalität und Wirrheit“ (25) – Gendermainstreaming als „politische Geschlechtsumwandlung“ gesehen wird. Es ist nun einmal ein Faktum, dass in der westlichen Welt, der Welt der Partizipation der Bürger, den demokratisch verfassten Staaten, Gender Mainstreaming als Top/down Instrument installiert wurde. Oder habt ihr jemals über Gender Mainstreaming abgestimmt, wisst ihr, was Gender Mainstreaming überhaupt ist? Ich hoffe, mittlerweile schon.
Zastrow ist hier nicht „durchgeknallt“, vielmehr sieht er, auch wenn er und die anderen, vorgestellten „Verschwörer“ in weiterer Folge als „Herr des Feuilletons“, der „unwidersprochen Hasstiraden gegen Frauen“ schwingt und „die Frauenverachtung wieder salonfähig“ macht (24), bezeichnet, als „Anti-Emanzipationist“ (cf., ibid) und FAZ-Redakteur, vorgestellt wird, der laut EMMA wohl als Resortleiter Politik der FAS dafür veranwortlich ist, dass dieses Ressort seither „eine Spielwiese der Anti-Emanzipation sowie Hatz auf Karrierefrauen und Feministinnen“ (25) ist, glasklar was Sache ist und verfolgt die arme EMMA-Herausgeberin somit keineswegs. Auch wenn die Damen um Schwarzer meinen: „Dazu ist ihm jeder, einfach jeder Anlass recht“ (25). Arme Alice Schwarzer, so faktenresistent wird sie von Zastrow verfolgt. Dieser Feuilleton-Stalker aber auch.
Schwarzer sieht in Zastrow und den anderen, vorgestellten „Verschwörern“ die maskulistische, reaktionäre, patriarchale, sich tarnende Grinsekatze am Werk. Einen „sich leid tuenden Mann“ mit wohl „offensichtlichen Kastrationsänsten“, der seine unbegründeten, guten alten Privilegien auf Kosten der Frauen nicht aufgeben will (cf., 24). Frage am Rande: Was wäre besser daran, unbegründete Männerprivilegien in unbegründete Frauenprivilegien umzuwandeln?
Zu den anderen gehört Professor Amendt, „Der Zwilling“ (23) und „Uni-Schwafler“ (cf., 24), der, laut der EMMA forderte, dass „Frauenhäuser geschlossen werden sollten“ und zudem behauptet haben soll, dass „Gewalt überwiegend von Frauen“ ausgeht (22). Lässt man dies so frei im Raum stehen, wie die Gedanken der hierfür verantwortlichen Damen, ist dies wahrlich ein Skandalon sondergleichen.
Doch nicht einmal die Damen der EMMA können darauf verzichten, eine Brise Wahrheit in der Falschheit ihrer Behauptung einzustreien, wenn sie an anderer Stelle, auf Amendt verweisend, die IGAF „zitierend“ festhalten: „Die IGAF berief sich zwar nicht namentlich auf Amendt, aber es war deutlich zu erkennen ,wen René Kuhns Mannen meinten, als sie von „Experten auf dem Fachgebiet der häuslichen Gewalt“ sprachen, die die „Schließung von Frauenhäusern und die Eröffnung geschlechtsunabhängiger Gewaltschutzzentren“ (28).
Genau das forderte Amendt, die Schließung von Frauenhäusern und gleichzeitig die Eröffnung geschlechtsunabhängiger Gewaltschutzzentren.
Wie kann er so etwas denn nur fordern, dieser pöhse Professor, der laut EMMA nicht fähig ist Studien zu erstellen („Er veröffentlichte u.a. eine von einem anonymen Mäzen finanzierte „Studie“ über „Scheidungsväter“ [25]), wobei im Gegensatz dazu ein 26jähriger, nicht-promovierter Mann, Hinrich Rosenbrock, als „Geschlechterforscher“ bezeichnet wird, der eine „bemerkenswerte Studie“ erstellt haben soll (26)? Lustig, nicht?
Hanebüchen auch die zweite Behauptung, die eindeutig äquivok daherkommt. Im Brigitte-Interview spricht Amendt klar von psychischer und körperlicher Gewalt. Die entsprechenden Stellen lauten:
BRIGITTE.de: Sie behaupten also tatsächlich: Gewalt geht überwiegend von Frauen aus.
Ich stimme Amendt zu; nun knapp 400 Studien und Fachpublikationen bestätigen Amendts Aussage zur psychischen und körperlichen Gewalt und auch die Mehrheit der Kommentatoren auf Brigitte.de sahen das damals so. Für die EMMA wohl wieder ein Zeichen einer „konzertierten Aktion“, eines maskulistischen Flashmobs auf die Kommentarspalten (cf., 32). Was diese „kleine, lautstarke Minderheit“, die bei „Demo-Aufrufen nicht einmal 50 Sympathisanten mobilisieren kann“ (29) so alles zu Wege bringt, unfassbar. Auf die weiteren Auslassungen zu Maskulisten und Maskulistinnen a la Bahner und Klonovsky bzw. Kuby und Ebeling, möchte ich nicht mehr eingehen.
Besonders schäbig fand ich, um dies abschließend zu erwähnen, MANNdat.de als „feige anonyme Pöbler im Internet“ zu bezeichnen (23), die Benachteiligung der Jungen, die „Umerziehung“ der armen[!!!] Jungen“ (23) zu leugnen, die Zerstörung von Jungen-Identitäten indirekt gutzuheißen (26), die Gewalt von Frauen zu leugnen (25) und allen Ernstes zu behaupten, dass westliche Geburtenraten nur in Ländern sinken würden, „wo Anhänger des traditionellen Ernährer/Hausfrau-Familienmodells nicht genügend Kinderbetreuungsplätze schaffen“(26). Wiederum wird verschwiegen, dass das feministische Vorzeigeland Schweden eine Fertilitätsrate von rund 1,67 Kindern/Frau im Jahr 2012 hat – um den aktuellen Bevölkerungsstand ohne Zuwanderung auch in der Zukunft halten zu können, bedürfte es einer Fertilitätsrate von >2.
Aber was will man von einer Frau, von Frauen erwarten, die meinen der Kern der Ideologie des Maskulismus würde in der Beschwörung des „kleinen Unterschiedes“ (28) bestehen und die folglich einem postmodernen Nurture-Primat nachhängen?
Ich sage es euch: Nicht viel.