Rosenbrock verquer auf WDR 5

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Unter dem Titel Antifeministische Männerrechtler führte der Moderator, Achim Schmitz-Fortem, gestern auf WDR 5 ein Gespräch mit Hinrich Rosenbrock. Einige zentrale Stellen wurden von mir transkripiert und werden, unter Berücksichtigung des CR’s, mit Verlinkung widergegeben und entsprechend kommentiert:

Eingangs stellt Schmitz-Forte (S.-F.) die Frage, was denn antifeministische Männerrechtler sind. Rosenbrock (R.) meint, dass sich antifeministische Männerrechtler dadurch auszeichnen würden, „dass sie auf der einen Seite für mehr Rechte für Männer kämpfen, was als Solches auch nicht unbedingt [!!!, terminatus30] fraglich ist“, sie dabei allerdings ein klares Feindbild, den Feminismus, hätten. Und der Feminismus, so Rosenbrock, „wird nicht differenziert betrachtet sondern der Feminismus gilt als männerhassend, teilweise als allmächtig und als männerunterdrückerisch und deswegen heißt es ihn in allen Facetten zu bekämpfen.“

Mich wundert bei einer solchen Antwort nicht, dass S.-F. zur Klarstellung nachlegt und fragt, ob das – der Antifeminismus – denn eine Verschwörungstheorie ist.

Rosenbrock überlegt kurz (ähm) – vielleicht bedenkt er, dass seine Aussagen einen Hauch von Wissenschaftlichkeit widerspiegeln müssen, um überzeugend wirken zu können – und meint dann (01:04-01:38),

Also zunächst einmal ist zu sagen, dass äh der Antifeminismus für diese Bewegung insofern wichtig ist als es eine Vereinigungsideologie ist, also wir haben hier Menschen – überwiegend Männer – aus unterschiedlichsten politischen Richtungen, ähm, Liberale, Konservative, Christliche aber halt auch teilweise Rechte, äh, Einstellungen und zusammen könn’n sie sich halt nur tun indem sie diesen Antifeminismus nutzen und meistens kommt der aus einem einzelnen, sehr emotionalen Erlebnis, dass diese Menschen gemacht haben und daraus halt [S.-F.: Zum Beispiel?] Verarbeitung entwickelt haben. Das ist vor allen Dingen Fragen: Ähm, Scheidungsrecht, Sorgerecht et zetera.

Damit ist es mit der Wissenschaftlichkeit auch dahin. „Ähm, halt, halt, meistens, vor allen Dingen“ – klingt sehr überzeugend, vor allem beliebig austauschbar:

Also zunächst einmal ist zu sagen, dass äh der Feminismus für diese Bewegung insofern wichtig ist als es eine Vereinigungsideologie ist, also wir haben hier Menschen – überwiegend Frauen – aus unterschiedlichsten politischen Richtungen, ähm, wenige Konservative, Liberale, Atheisten aber halt auch teilweise Linke, äh, Einstellungen und zusammen könn’n sie sich halt nur tun indem sie diesen Feminismus nutzen und meistens kommt der aus einem einzelnen, sehr emotionalen Erlebnis, dass diese Menschen gemacht haben und daraus halt [S.-F.: Zum Beispiel?] Verarbeitung entwickelt haben. Das ist vor allen Dingen Fragen: Ähm, Eherecht, Scheidungsrecht, et zetera.

S.-F. hakt weiter nach: „Was sind das für Anstöße, die Sie da identifiziert haben?“

Rosenbrock nennt Sorgerechtsfragen bei Unverheirateten – wozu es „Entscheidungen vom Menschengerichtshof der EU“ [Wow, was für ein Kenner, terminatus30], gebe – und Fragen des Scheidungsrecht.

Er konkludiert dann (02:06-02:24):

Und das führt dazu, dass diese Menschen halt in ’ner gewissen Weise sich dann auch, öh, ja als Opfer fühlen, das aber nicht alleine auf ihre Person beziehen sondern auf die gesamte Männlichkeit, also Männer als Opfer schlechthin und dann muss es natürlich jemand geben, der sie zu Opfern macht und das ist in dem Fall meistens der Feminismus, in einigen Extremformen wären es dann auch alle Frauen.

Nun ja, positive Diskriminierung ist nur gefühlte Diskriminierung, für nur ein paar, wenige Männer. So ist das also. Der Gleichstellungsfeminismus hat damit nichts zu tun.

Lustig wird es, als der Moderator Rosenbrock dahingehend befragt, wo er denn auf diese Antifeministen gestoßen sei und dieser dann allen Ernstes die Behauptung ausspricht, dass Antifeministen massiv „… in die Online-Foren von großen Tages- oder Wochenzeitungen hineingehen und dort versuchen den Diskurs zu dominieren.“ Er behauptet wirklich, dass der Teil, und das ist der überwiegende Teil der meisten Kommentare in Onlinemedien, welcher sich kritisch mit feministischen, Mainstream-Zeitgeistpositionen auseinandersetzt, von den wenigen! Antifeministen dominiert wird. Das ist für mich eine Rationalisierung. Er kann sich einfach nicht eingestehen, dass dieser, sein Zeitgeist vom Großteil der Bevölkerung nicht geteilt wird und nur massive Löschungen, Blockierungen von Meinungen überhaupt dazu führen, dass ein halbwegs ausgeglichenes Bild, zugunsten des feministischen Zeitgeistes in den Onlinemedien überhaupt noch transportiert werden kann. Das sind nicht Antifeministen, welche sich hier großteils zu Wort melden, das sind „normale“ Menschen, die es satt haben bevormundet zu werden.

Doch es geht noch weiter (03:17-03:54).

… wie das in den Onlineforen von Tageszeitungen aussieht, ist es sicherlich auch, öh, der Versuch, die eigenen Einstellungen mitstärker hineinzubringen und, äh, auf der anderen Seite aber auch Geschlechterdebatten als solche zu stören [wer die eigene Meinung einbringt, die einem Rosenbrock nicht passt, stört die Geschlechter“debatte“?, terminatus30]

Also das merkt man ganz expli [S.-F.: Was heißt das?] zit. Ah, dass bestimmte, öh, Ansichten einfach nicht wahrgenommen werden, es wird dagegen argumentiert, es wird dann auf andere Themen zur Ungerechtigkeit mit Männern abgeglitten, wenn das eine Thema argumentativ nicht weiter zu bearbeiten ist und es passiert halt meistens so, dass mehrere gleichzeitig in die Foren gehen und dort ’ne Dominanz aufbauen, die es halt verhindert, dass es zu einer wirklichen Diskussion kommen kann, das heißt, alles was dann am Schluss stehen bleibt, sind ihre Meinungen, weil sich niemand Anderes mehr an der Diskussion beteiligen möchte.

Ansichten „wahrnehmen“ bedeutet für Herrn Rosenbrock also, dass man nicht dagegen argumentieren darf. Interessant. Und dann passiert es, „meistens“ natürlich nur, sonst müsste man einen Nachweis erbringen, dass „mehrere gleichzeitig in die Foren gehen“ – er weiß das, kennt er doch die IP-Adressen der User_innen, welche eine Meinung vertreten – und dort den Diskussionsverlauf mit ihrer Meinung „stören“. Schlimm aber auch.

S.-F. stellt im weiteren Verlauf des Gesprächs die Frage nach der Größenordnung dieser doch bedrohlich geschilderten Gruppe und deren Wirkung. Rosenbrock verneint eine Breitenwirkung, ob der Größe, gibt aber zu bedenken, dass sich Argumentationen mit denen der „extremen Rechten überschneid’n“ würden und auch

… die Strategi’n der Neuen Rechten, äh, genutzt werden um in den Mainstream hineinzukommen, das heißt, wenn eine größere Korporation [05:17, terminatus30], als es sie jetzt schon gibt, zwischen diesen beiden Gruppen auftaucht, könnte das durchaus weiter, ah, also weitreichende Konsequenzen für die Geschlechterdebatten in ganz Deutschland haben.

Hier wird also explizit behauptet, es gäbe eine Korporation zwischen uns Antifeministen und Männerrechtlern und Neonazis. Eine solche Aussage ist in meinen Augen strafrechtlich relevant, erfüllt sie doch den Tatbestand der Verleumdung.

Für mich von Interesse sind noch seine (Aus-) Einlassungen zur Frage, warum junge Frauen den Feminismus ablehnen und wie es um die Jungen in den Schulen steht. Ersteres sucht er dadurch zu relativieren, indem er – wie so oft in solchen Ideologieschmieden – der breiten Medienwelt – der medialen Darstellung des Feminismus‘, „Vorurteilen gegenüber Feministinnen“ eine Mitschuld gibt. In diesem Kontext behauptet der Psychologe allen Ernstes, ohne Beleg, Folgendes (07:00-07:12):

… Wenn man als Frau Mitte dreißig versucht ’n Job zu bekommen und dann gesagt bekommt: „Ok, Sie haben noch keine Kinder, Sie werden aber wahrscheinlich Kinder kriegen, deswegen kriegen Sie den Job nicht“ – wird natürlich meistens nicht so offen gesagt -, dann ist das schon etwas Anderes.

Was soll man da noch sagen? Es gibt genug Männer, welche realiter, per Gesetz, aufgrund ihres Geschlechtes schlechter gestellt sind und nicht aufgrund einer Vermutung, die verallgemeinert und in die Realität fantasiert wird. Unglaublich.

Bei der Jungenproblematik im Erziehungssystem muss Rosenbrock natürlich relativieren. Er stellt fest, dass „… man jetzt nicht davon ausgehen kann, dass alle Jungen Bildungsverlierer sind, sondern dass es bestimmte Gruppen sind und um diesen spezifisch zu helfen, ist es halt auch wichtig die anderen Merkmale heranzuziehen, wie zum Beispiel Migrationshintergrund.“ Diese Aussage ist falsch. Klein und Diefenbach haben mehrmals darauf hingewiesen, dass es sich hierbei nicht nur um eine Benachteiligung von wenigen Jungen, von Migranten handelt sondern um ein strukturelles Problem. Ich verweise erneut auf das Blog von Michael Klein.

Die abschließende Aussage Rosenbrocks sei hervorgehoben (07:57-08:04):

Es ist mir schon wichtig, dass man einfach über Geschlechterverhältnisse offen diskutieren kann, ohne dass Menschen eingeschüchtert werden, …

Dies gilt dann aber auch für Männerrechtler oder?

14 Kommentare zu „Rosenbrock verquer auf WDR 5

    Clochard sagte:
    Februar 3, 2012 um 3:27 pm

    Diese lächerliche Hanswurst bekommt in der Szene viel mehr Aufmerksamkeit als er eigentlich verdient.

      terminatus30 geantwortet:
      Februar 3, 2012 um 4:23 pm

      So sehe ich das auch.

      Antifeminismus Weltweit sagte:
      Februar 6, 2012 um 3:13 pm

      Der vorstehende Kommentar stellt eine persönliche Beleidigung dar und ist zudem unzutreffend. Ein Soldat wird für den (militärischen) Kampf ausgebildet und wenn der den Befehl bekommt, dann tut er, wofür er seinen Sold bekommt. Einer wie Rosenbrock wurde in „Genderwissenschaften“ und wurde für den (ideologischen) Kampf ausgebildet. Und wenn der nun einen Auftrag bekommt, dann tut er, wofür die Hans-Böckler-Stiftung ihn bezahlt.

      So wie der Bundeswehrsoldat in Afghanistan tut auch Rosenbrock nur seinen Job. Man mag den Feminismus und Genderismus ideologisch bekämpfen, aber nicht jemanden persönlich beleidigen, nur weil er seinen Job macht.

        derdiebuchstabenzaehlt sagte:
        November 20, 2013 um 9:56 pm

        Wenn der Soldat die Taliban mit Platzpatonen und dummem Gerede zu vertreiben versucht, dann würde ich den auch als Hanswurst bezeichnen. Auch kann man niemanden in „Gender“ ausbilden. Das nämlich ist für dieses „Fach“ zuviel der Ehre. Allenfalls ist der Versuch gemacht worden ihn in Agitation und Propaganda auzubilden.

    Manifold sagte:
    Februar 3, 2012 um 5:12 pm

    Ah, ich sehe erst jetzt dass du schon einen Blogeintrag zu deiner Niederschrift verfasst hast, sehr gut!

    Ich fand den Text jedenfalls amüsant zu lesen. Natürlich steckt er voller Unwahrheiten und Verdrehungen, aber es zeigt, dass doch ein paar Blogs, ein paar Foren und ein paar hundert Männer und Frauen ganze staatlich bezahlte Stiftungen rotieren lassen.

    Dabei stehen wir ja erst am Anfang!

    Maskulistische Grüsse,
    Manifold

    Die Söhne von Perseus

      terminatus30 geantwortet:
      Februar 3, 2012 um 5:51 pm

      Stimmt, allerdings die Behauptung,

      … wenn eine größere Korporation, als es sie jetzt schon gibt, zwischen diesen beiden Gruppen auftaucht, könnte …

      sollte man in meinen Augen nicht so stehen lassen.

    James T. Kirk sagte:
    Februar 4, 2012 um 5:14 pm

    Stellt euch mal vor, es entsteht eine größere Korporation zwischen CDU und Rechtsextremen.

    Das würde das Ende unserer Demokratie bedeuten.

    Wir bei der Sternenflotte gehen noch weiter: Eine Korporation aus Romulanern, Kardassianern und Rechtsextremen könnte zum Untergang des Universums führen und die Ausstrahlung sämtlicher Bonanza-Folgen verhindern.

    Es sei also jeder vor der CDU gewarnt!

      terminatus30 geantwortet:
      Februar 4, 2012 um 6:29 pm

      Die heutige CDU, sind das nicht die Grünen von vor zehn Jahren?

      Manifold sagte:
      Februar 5, 2012 um 6:01 pm

      Schlimmer noch … das Musikantenstadl würde abgeschafft werden!!!

      Ein Alptraum :S

      😉

    Michael Klein sagte:
    Februar 5, 2012 um 7:53 pm

    Hallo Terminatus,

    ich bewundere Deine Geduld. Ich habe gerade in das Interview reingehört, und – vermutlich bin ich „spoiled“ weil ich nur noch englische Nachrichten und englisches Fernsehen höre und sehe und dort Männer mit männlichen Stimmen zu Gange sind und nicht schleimiges frühpubertäres Gesäusel zu hören ist, aber ich bin nicht über die ersten 1.08 Minuten hinausgekommen. Das widersteht mir richtig… Aber natürlich ist das völlig unsachlich von mir, und es besteht natürlich kein Zusammenhang zwischen pubertierender Stimme und der Qualität von Argumenten, und Experte kann ja auch jeder sein, jeder Absolvent, egal, wo und was er studiert hat… Ich bin nur ungerecht heute.

    Was ich bei der ersten Lektüre der „Studie“ überlesen habe, mir aber nach der Lektüre Deines Beitrags noch einmal zu Gemüte führen werde, sind die Passagen zur Neuen Rechten, Nachdem, was der Herr Rosenbrock so von sich gibt, habe ich den begründeten Verdacht, dass der Gute überhaupt keine Ahnung davon hat, was die Neue Rechte eigentlich ist, und von Leuten wie Alain de Benoist und ihren Anliegen/Inhalten hat er vermutlich noch nie gehört.

    Aber schaun wir mal.

      terminatus30 geantwortet:
      Februar 5, 2012 um 8:11 pm

      Hallo Michael,

      so wie ich die Passage über die angeblich schon bestehende „Korporation“ zwischen Antifeministen und der „Neuen Rechten“ verstanden habe, geht es hier eindeutig darum, den Eindruck zu erwecken, dass die Antifeministen und Männerrechtler mit nationalsozialistischem Gedankengut vertraut sind bzw. mit der Neuen Rechten, im Sinne von „Neonazis“ kooperieren würden. Damit wird letzten Endes Verfassungswidrigkeit unterstellt und die Antifeministen sind Geschichte. So einfach scheint das Weltbild des Herrn Rosenbrock in der Tat gestrickt zu sein.

        Michael Klein sagte:
        Februar 5, 2012 um 8:35 pm

        Naja, das Weltbild scheint mir wirklich sehr einfach zu sein, vor allem wenn man sich die umfangreiche Literatur zum Thema „Neue Rechte“ ansieht und sich in Erinnerung ruft, dass die Neue Rechte eine französische und keine deutsche Erfindung ist, die (nach kurzem Techtelmechtel) heute gar nichts mehr mit Le Pen zu tun hat und auch mit Neonazis hat le Benoist nichts gemein. Aber Deine Deutung ist in jedem Fall richtig, das nenne ich gewöhnlich Vulgärkonditionierung: man bringt etwas mit etwas Negativem in Verbindung, hämmert die Verbindung unablässig auf seine Zuhörer ein und … bauzperdauz nach einiger Zeit ist das etwas dann negativ konnotiert… und niemand fragt mehr, was das etwas eigentlich war.

    […] der Rosenbrockschen Magisterarbeit auseinandergesetzt. Dem Interview Rosenbrocks im WDR hat sich Zum Mannsein geboren gewidmet. Bewerten: Share this:E-MailDruckenFacebookTwitterFlattrGefällt mir:LikeSei der Erste, […]

    Dummerjan sagte:
    Februar 6, 2012 um 2:23 pm

    „Eine solche Aussage ist in meinen Augen strafrechtlich relevant, erfüllt sie doch den Tatbestand der Verleumdung.“
    Vor allem und zuerst aber ist das eine Denunziation. Und diese ist an dieser Stelle so unvermittelt, direkt und niederträchtig, daß einem der Atem stockt. (ca. 6. Minute).

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