Tag: November 6, 2011
Die Diskriminierung der Cissexuellen
Fragt ihr euch jetzt was Cissexuelle denn eigentlich sind? Das tat ich auch als ich auf Christians Blog den aktuellen Artikel las, in welchem dieses Thema gestreift wird. Doch ich will nicht auf den Artikel sondern auf Folgendes hinaus:
Wenn es Cissexuelle gibt, also Menschen deren Geschlechtsidentität mit ihrem körperlichen Geschlecht übereinstimmt, dann können auch diese diskriminiert werden – ich meine hier die weit über 98% der Menschen, welche sich, in Einklang mit ihrer Biologie, als Mann oder Frau empfinden, für die die Bipolarität Mann und Frau gegeben ist, wie sie es in allen Kulturen und Religionen immer schon war (wenn wir die Matriarchatsbeispiele, von der Ausnahme auf die Regel zu schließen, einmal außen vor lassen wollen).
Eine Diskriminierung würde dann vorliegen, wenn beispielsweise um alte, stereotype Rollenbilder zu überwinden, nur mehr Männer am Herd und Frauen in der Werkstatt – das klassische Beispiel – gezeigt würden. Wenn es sexuelle Minderheiten und/oder Frauen diskriminiert, wenn Stereotype über Werbung und Gesellschaft transportiert werden, dann diskriminiert es im Umkehrschluss die Cissexuellen, wenn solche Realitäten! überhaupt nicht mehr transportiert werden – vorausgesetzt, dass es überhaupt eine Diskriminierung für (gleichgeschlechtlich orientierte) Frauen darstellt, sie in traditionellen Rollenbildern zu zeigen.
Die Wissenschaft geht heute davon aus, dass frühkindliches Spielverhalten auch auf biologisch-hormonelle Faktoren rückführbar ist. So zeigt sich z.B. bei Frau-zu-Mann Transsexuellen Folgendes:
Die prä-/perinatale Hyperandrogenämie beeinflußt zunächst das Verhalten in der Kindheit (Spielverhalten, Spielzeug- und Freundeswahl) in Richtung auf jungentypische Stereotype. Dies kann entweder direkt durch die Beeinflussung bestimmter (hypothalamischer?) Hirnareale, oder aber – was uns wahrscheinlicher erscheint – indirekt über die Beeinflussung von Vigilanz, Temperament und Motorik des Kindes erfolgen. Das (hormonell prädisponierte) Verhalten und die daraus resultierende Anmutung als „mehr den Jungen ähnlich“ haben einen selbstverstärkenden Effekt auf die männliche Identifikation im Sinne eines „Wohlfühlens in der Jungenrolle“, der wiederum verstärkt wird durch das Verhalten von Peer-Group und Vater, die das Kind (unbewußt) als „jungenhaft“ behandeln. Gestörte Vater- Mutter-Kind- Interaktionen dürften diesen Prozess befördert haben, und sei es nur, indem sie stützende Rahmenbedingungen für die notwendige Rollen-Selbstkategorisierung verunmöglichten.
Bosinski: Determinanten der Geschlechtsidentität. Neue Befunde zu einem alten Streit, in: Sexuologie 7 (2/3) 2000: 131
Dies gilt natürlich auch für CIS-Sexuelle. Bei Cissexuellen Männern und im Rückschluss auch bei cissexuellen Frauen. Jungen spielen nun einmal eher mit Autos, Mädchen mit Puppen – eine biologische Mitursächlichkeit für diese alltägliche Behauptung akzeptieren nun auch die Feministinnen.
Wenn, wie hinlänglich bekannt, schon Babies und Kleinkinder stereotypes Verhalten (dies auch bei unseren „Verwandten“, den Menschenaffen vorgefunden werden kann) zeigen –
Voraussetzung für den Erwerb solcher – das Verhalten mitbestimmender – Geschlechtsrollenvorstellungen ist zunächst, dass das Kind sich als Mitglied der Geschlechtergruppe, für die diese Rollenerwartungen gilt, begreift, d.h. um seine eigene Geschlechtszugehörigkeit (als Junge oder Mädchen) weiß. Dies Wissen scheint schon vor dem 18. Lebensmonat vorhanden zu sein. So zeigen Jungen und Mädchen bereits im Säuglingsalter differente Reaktionen, je nachdem, ob sich ihnen ein Mann oder eine Frau zuwandte. Im Alter von dreieinhalb Jahren wußten alle Kinder einer von uns hierzu untersuchten Kindergruppe (Bosinski 1992) auch, dass sie später einmal ein Mann bzw. eine Frau sein würden.
Bosinski:Ibid., 113
– und Geschlechtsidentität bereits im Säuglingsalter (prä)disponiert bzw. dann im Kleinkindalter (vor)fixiert ist, dann wäre es diskriminierend, Jungen in der Werbung keine Männer mehr in damit assozierten Berufen zu zeigen. Die Folge wären innerpsychische Konflikte: „Ich bin männlich aber nur Frauen interessieren sich für Werkzeug, was ist falsch mit mir?“ Ungeachtet dessen, dass die Abbildung in der Werbung so langsam nichts mehr mit der Realität zu tun hat.
Eine Entkoppelung von biologischem und sozialem Geschlecht scheint sowieso nicht möglich zu sein, wie Bosinski festhält:
„Kultur und Natur“, „Anlage und Erziehung“ sind einander nicht ausschließende, sondern vielmehr notwendig ergänzende und bedingende Mechanismen. Diese Interaktion von Natur und Kultur beginnt bereits vorgeburtlich: Stammesgeschichtlich Angepaßtes, evolutionär Überkommenes wird als genetisch Codiertes bereits pränatal strukturell und/ oder funktionell – schon im Wechselspiel mit der „inneren Umwelt“ des Föten, den intrauterinen Bedingungen – umgesetzt, nicht zuletzt durch die organisierende Wirkung von Hormonen auf das sich entwickelnde Gehirn. Postnatal beeinflußt das Kind von Anfang an durch sein So-Sein und -Handeln, seine Vigilanz, seine Expressibilität und seine Temperamenttönung – welche zunächst weitgehend den angesprochenen Prädispositionen folgen – die Reaktion und Verhaltensweisen seiner sozialen Umwelt (Eltern, peergroup usw.).
Bosinski, 132
Somit ergibt sich, dass eine Kategorisierung des Normalen dazu führt, die Brüssel’sche Gleichstellungspolitik basal in Frage zu stellen, wenngleich ich in Hinblick auf die erwähnte „Kategorisierung des Normalen“ durch Sexualwissenschafter bzw. mit sexualwissenschaftlichen Fragestellungen betrauten Wissenschafter in der Regel nicht viel halte. Viel zu oft ist in ihren Arbeiten eine Bias, welche mit dem eigenen Sexualverhalten – z.B. Professor Kentler (gest. 2008), nach Schwarzer „selbst bekennender Pädophiler„, lediger Vater dreier Adoptivsöhne und Mitglied in der Humanistischen Union – und der damit einhergehenden Weltanschauung korreliert, erkennbar. So verteidigt ua. auch der Sexualwissenschafter Sigusch nach Meinung von Dipl.-Psychologe Kratz, Vorstand des Berliner Institut für Faschismus-Forschung und Antifaschistische Aktion, Magnus Hirschfeld, wie er festhält: