Tag: Oktober 11, 2011

Alice Schwarzer zum Thema „Mann“ – Teil III

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Auf Seite 7 finden sich sechs Artikel zur Thematik. Eine stolze Bilanz ist eine retrospektive Betrachtung der vergangenen Jahrzehnte „Frauenbewegung“, aus dem Jahre 2000. Schwarzer meint, dass die Bewegung viel erreicht hätte, was sie ja auch hat, gibt jedoch zu bedenken, wieder einmal, dass das Patriarchat nicht überwunden sei „5000 Jahre Patriarchat lassen sich eben nicht so einfach abschaffen“ und Gewalt der harte Kern der Herrschaftssicherung wäre. Dies äußere sich heute von „Pornografie“ bis hin zur „völligen Entrechtung der Frauen im Kreuzzug der „Gotteskrieger“. Schwarzer meint weiters, dass das Verhältnis der Geschlechter am friedlichsten sei, wo die Verhältnisse ausgeglichen wären, also eben nicht in unserer Zeit. Mir stellt sich dann aber die Frage, woher eine solche Erkenntnis kommt, wenn seit 5000 Jahren weltumspannend das Patriarchat regiert. Hat Frau Schwarzer diese Erkenntnis aus der Matriarchatsforschung bestimmter Feministinnen gewonnen? – rein rhetorisch gefragt natürlich. Wenn dann noch der Mythos der „gläsernen Decke“ bemüht wird um die eigenen Thesen zur Pornografie zu untermauern, wird die ganze Geschichte allerdings abstrus. Das Erklärungsmodell „gläserne Decke“ kann als falsifiziert angesehen werden. Viele Forschungsergebnisse legen nahe, dass die im Schnitt unterschiedlichen Interessen und Fertigkeiten der Geschlechter sich auch und vor allem in den oberen Bereichen der Intelligenzverteilung widerspiegeln, welche ja meist bei Personen, vertreten in den führenden Positionen der Gesellschaft, wenigstens ab einem statistisch relevanten Bereich der sog. Hochbegabung (IQ 130 nach Wechsler) vorgefunden werden. In Interview LVZ, einem Interview, welches Schwarzer im Jahr 2005 der Leipziger Volkszeitung gegeben hat, schwingt sie die Werbetrommel für die jetzige Kanzlerin, deren mögliche Aufstellung sie auf die Errungenschaften der Emanzipationsbewegung zurückführt. Nach einem kurzen Exkurs über CDU, Leistungserwartungen an weibliche Politiker und weibliches Wahlverhalten konkludiert sie:

Für das Volk ist die Zeit reif für einen weiblichen Kanzler.

Wer hat Angst vor Alice S.? ist ein Artikel aus der Weltwoche, geschreiben von Dieter Bachmann, aus dem Jahre 1975. Interessant für mich die Aussagen zum Koitus. Die Infragestellung des Koitus, wie sie Schwarzer propagiert, wirft Fragen auf:

Das heißt nur grundsätzlich, dass man die zentrale Bedeutung einer solchen Praxis in Frage stellen muss, dass man sich fragen muss: Wie kommt es, dass so was zur absoluten Norm werden konnte?

Ganz einfach, Frau Schwarzer. Ohne den gegengeschlechlichen Verkehr, die vaginale Kopolation, wären wir alle nicht da, darum ist der heterosexuelle Geschlechtsverkehr auch heute noch, für alle normal-denkenden Menschen, derjenige Punkt, von dem aus betrachtet Sexualität evolutionsbiologisch überhaupt erst Sinn macht. Beschwichtigungen helfen hier nicht weiter. Bachmann meint zum Buch „Der kleine Unterschied“ und dem darin zu Tage tretenden Männerbild:

Nun hat sie ihr Buch nicht für die Männer geschrieben. „Erstarrte Symbole und unmenschliche Fratzen“ sind die ihr, da wendet sie sich mit Grausen: „Für uns habe ich diese Buchs geschrieben.“

Eine symptomatische, richtige Sicht der Dinge, wie mir scheint. Männer sind „unmenschliche Fratzen“; das konnten und können wir des Öfteren von ihr erfahren, vielleicht in einem anderen Duktus formuliert, die Aussage bleibt dennoch dieselbe. Ihre Mercator-Vorlesung aus dem Jahre 2010, trägt den Titel: „Die Funktion der Gewalt im Verhältnis der Geschlechter“ und ist ein wichtiges Dokument zur Lektüre für jeden Maskulisten.

Frau Schwarzer eröffnet ihre Vorlesung mit der Widergabe von sechs Träumen. Nun, träumen tun viele Menschen. Die Form des Traumes, welche von Frau Schwarzer gewählt wird, ist allerdings kein utopischer, in die Zukunft gerichteter Traum, wie es das Original von Dr. King war, ihr Traum ist eher eine ganz eigene, dem eigenen Weltbild geschuldete Interpretation der Tages – Lebens – Ereignisse. Frau Schwarzer träumt nämlich davon, sich unbelästigt in einer Sommernacht auf eine Parkbank setzen zu können, ohne Angst frei überall hingehen zu können. Laut Statistik des Statistisches Bundesamt Deutschland wurden im Jahr 2010 1597 Personen wegen Erfüllung des Straftatbestandes Sexuelle Nötigung/Vergewaltigung verurteilt. Dh. pro Tag, auf das deutsche Bundesgebiet gerechnet, kommt es zu 4,4 Verurteilungen. Wahrlich ein unsicheres Pflaster um sich auf eine Parkbank zu setzen. Frau Schwarzer träumt auch davon, als kleines Mädchen nicht belästigt zu werden, weder geschlagen von der Mutter noch missbraucht vom Vater. Sie träumt nicht davon, ein kleiner Junge zu sein. Aus der selben Statistik entnehmen wir, dass es zu 2185 Verurteilungen diesbezüglich kommt. Felix Stern schreibt bereits in den 90ern zur wundersamen Opfervermehrung Folgendes:

Wurden laut Polizeistatistik 1960 noch 17908 Anzeigen wegen Kindesmißbrauchs gestellt und 1980 13165, so waren es im Jahr 1990 „nur“ noch 12741. Ebenso bei den Verurteilungen, wo die Zahl der gerichtlich belangten Sexualstraftäter von 1789 im Jahr 1980 auf 1565 Verurteilungen im Jahr 1990 sank. Anders dagegen bei den Hochrechnungen der Dunkelziffern: ging das Bundeskriminalamt 1983 noch von einer sechs- bis achtfachen Dunkelziffer aus, so erhöhte die Bundesregierung 1985 dieses Verhältnis auf 1 zu 8 bis 1 zu 15. Das Bundesfrauenministerium sprach bald darauf von „bis zu 300.000 Kindern im Jahre“, die unentdeckt sexuell missbraucht würden. Gemessen an den rund 1500 tatsächlich Verurteilten würde die Dunkelziffer bei 300.000 angenommenen Tätern schon 1 zu 200 betragen. Die Dunkelziffer sexueller Mißhandlungen soll sich zwischen 1983 und 1993 also real verzwanzigfacht haben?

Die Düsseldorfer Rechtsmedizinern Elisabeth Trube-Becker will ermittelt haben, daß jede vierte Frau als Kind sexuell mißhandelt wurde: „Vater-Tochter-Inzest ist das häufigste.“ Und da gegenwärtig in Deutschland rund sechs Millionen Mächen im Alter unter 14 Jahren lebten, würde sich die Zahl der sexuell mißbrauchten Mädchen auf 1,5 Millionen belaufen, eine Dunkelziffer von 1 zu 1000 also, was gegenüber 1983 einer Verhundertfachung gleichkäme.

Stern: Penthesileas Töchter. Was will der Feminismus?, München: Universitas 1996, 212f.

Zu den neueren Forschungen der Kindesmisshandlung durch Frauen, habe ich bereits geschrieben. In einem weiteren Traum, träumt Frau Schwarzer davon, dass nicht das Geschlecht ausschlagebend sei, dafür in wen man sich verliebt sondern „Ausstrahlung und Persönlichkeit“ – dass dies im Gegensatz zu sämtlichen Studien bezüglich der Entstehung sexueller Orientierungen steht, braucht nicht erwähnt werden. Es zeigt nur wieder einmal ihre „alles ist Kultur“ Denke, wie in den Schlussworten noch einmal ersichtlich wird. Der vierte Traum behandelt die Diskriminierung der Frauen in der Arbeitswelt, hier speziell, der Künstlerin. Es ist schön zu träumen, wahrlich. Gleichstellungsbüros, Gleichstellungsbeauftragte, verschärfte juristische Regelungen, all das führt wohl nicht dazu, dass Frauen gleichberechtigt werden, geschweige denn die wenigen Anzeigen, gegen eventuelle Arbeitgeber, welche den Tatbestand der Diskriminierung erfüllen würden. Den vorletzten Traum klammere ich aus, da ich die „Verhältnisse“ in Afrika zu wenig kenne um mich dahingehend äußern zu können. Im letzten Traum ist Frau Schwarzer ein Mann – sollte ja im GM/Gleichstellungs-Feminismus kein Problem mehr sein. Hier kommt in meinen Augen etwas Fragliches zum Vorschein. Die Einleitung bietet der Satz: „Nicht Ungleichheit, sondern Gleichhei zieht mich an“. Jetzt beginnen für mich so langsam die fraglichen Äußerungen:

Frauen sind mir so vertraut – oder so fremd – wie Männer. Ich mache da keinen Unterschied. Dass ich biologisch männlich bin, ist eigentlich nebensächlich. Denn ich lebe in einer Zeit, in der Menschen nicht nach Männern und Frauen unterschieden werden, so wenig wie nach Weißen und Schwarzen oder Dünnen und Dicken.

Das heißt mit anderen Worten die Unterscheidung in Mann und Frau bedeutet bereits eine Diskriminierung der Frau. Jegliche Unterscheidung ist eine normative Unterscheidung, eine DISKRIMINIERUNG. Gesellschaft kann so nicht funktioneren Frau Schwarzer.

Kommen wir nun zu den Kernpunkten der Vorlesung.

– Jede zweite Frau, jedes dritte bis vierte Mächen (plus jeder zehnte Junge) seien Opfer von Gewalt.

„Doch die potentiellen Opfer, das sind wir alle, wir Frauen und Kinder.“ – Männer sind keine Opfer, Männer sind nicht unter alle subsumiert, Männer sind nur Täter. Dies ist keine individuelle Geschichte, von Person zu Person verschieden sondern ein „strukturelles Problem“, dies seit Jahrtausenden.

Ihre Kernthese aus den 70ern bleibt bestehen:

Machtverhältnisse – egal ob zwischen Völkern, Ethnien oder Geschlechtern – sind nur aufrecht zu erhalten durch angedrohte oder ausgeübte Gewalt. Zwischen den Geschlechtern handelt es sich in der Regel um sexualisierte Gewalt …

– Der Fortschritt der Emanzipation ist durch drei internationale Problemfelder bedroht:

  1. Fundamentalismus, meist religiös motiviert.
  2. Hypersexualisierung bzw. Pornografisierung der Kultur
  3. Direkte sexuelle Gewalt gegen Frauen und Kinder. Die Pornografie ist ihre Ideologie.

– Sexuelle Gewalt innerhalb von Beziehungen ist ein schwerwiegendes Problem.

Und dass nur jede 100. Anzeige wegen Vergewaltigung auch zu einer Verurteilung des Täters führt. Gleichzeitig sind nur etwa drei von hundert Anschuldigungen wegen sexueller Gewalt, vom Missbrauch bis zur Vergewaltigung, Falschanschuldigungen.

Ich weiß nicht, ob es im Jahr 2010 zu 159.700 Anzeigen mit dem Vorwurf einer Vergewaltigung gekommen ist. Laut Polizeiliche Kriminalstatistik Deutschland für das Jahr 2010 kam es zur Meldung von 7.724 Fällen „angeblicher Vergewaltigung“. Auch scheint die Anzahl der Falschbeschuldigungen von gemutmaßten 3 % zumindest fraglich zu sein.

Zum Thema Sexualgewalt generell: „Die Täter sind zu quasi hunder Prozent männlich, und ihre Opfer zu quasi hundert Prozent weiblich“

Aber nur so „quasi“. Wir wissen, vor vorhergehenden Artikeln, dass sich weiblich „Gewalt“ in der Regel anders äußert wie männliche. Wir wissen wie Mütter, Tanten und andere Täterinnen Jungen „umgarnen“, ihnen psychische Gewalt antun um sexuell mit ihnen interagieren zu können. Und was wir auch wissen, dass Männer, in Kriegszeiten zu Opfern sexueller Gewalt werden (Bosnien, Uganda usw.).

– Verschärfung der Gesetze gegen Sexual“gewalt“ – (Zustände wie in Schweden?)

Frau Schwarzer zitiert eine Studie aus dem Jahr 2000 wie folgt:

Diese weltweit umfangreichste Untersuchung ergab: Rund jedes zweite Sexualopfer in Berlin war unter 16, jedes fünfte sogar jünger als 11 Jahre, das jüngste sechs Monate. Zwei von drei Tätern waren mit den Opfern verwandt oder bekannt. Über 90 % der Täter waren ganz „normale“ Männer, nur jeder zehnte psychisch aufflälig. „Der typische Vergewaltiger ist der ,Mann von nebenan‘, kommentiert der Arzt und Jurist Reinhard Wille die Studie.

Fakt ist: Rund 30% der Täter waren öfter einschlägig vorbestraft – also ganz normale Männer. Bei weiteren 30% der Männer stellte Wille „eine ‚unkontrollierte Bedürfnisbefriedigung, Rücksichtslosigkeit sowie vergröberte und undifferenzierte Persönlichkeitsstrukturen‚“ fest – also ganz normale Männer. „Unkontrollierbare Bedürfnisbefriedigung“ ist ja auch nicht abnorm! Da wären wir schon bei 60% der „normalen“ Täter. Dazu kommen noch die rund 10% offensichtlich psychisch und psychosexuell abnormen Sexualstraftäter. Rechnen wir das auf die Statistik aus dem Jahre 2010 hoch, dann würde das bedeuten, dass von 1597 Tätern, 1118 eben nicht! normale Männer waren. Ihre zynische Überschrift am Ende der Vorlesung „Waren Fritzl und Priklopil normale Männer?“ lässt mich erahnen, dass Frau Schwarzer aus „479“ Fällen ein strukturelles Problem, ein Problem von 40 Millionnen Männern machen will, anstatt das reale Verhältnis von rund 1 zu 100.000 zu erkennen!

In Wir sind Kanzlerin! – EMMA 6/2005 betreibt Frau Schwarzer ein „Nach-Wahl“-Analyse. Interessant die konkludierende Aussage am Schluss:

Auch zwischen Frauen entwickelte sich, mühsam aber stetig, eine Kultur der Freundschaft, des Mentorings und der Netzwerke. Doch durchhalten wird auch eine Kanzlerin nur, wenn sie ein echtes trojanisches Pferd ist, das heißt, wenn sie andere mit einschleust: bewusste Frauen und menschliche Männer. Denn eine Angie bringt noch keine Männerbastion zum Einsturz. Aber sie hat die Pforte geöffnet.

Soll heißen, Frau Merkel soll also andere Frauen aufgrund ihres Geschlechtes mit einschleusen und Männer sind nicht schon dadurch, dass sie Männer sind menschlich. Jetzt verstehe ich was die SPD in ihrem Parteiprogramm gemeint hat. Danke Frau Schwarzer! Tagesanzeiger „Die Antwort“ – 04.06.07 ist eine Buchbesprechung des gleichnamigen Werkes von der Schwarzer im Tagesanzeiger. Die Rezensentin, sie könnte eine Schülerin der Schwarzer sein, lobt das Buch über den Klee. Sehr gefährlich für einen demokratischen Rechtsstaat ist die Zitation von Schwarzer im Kontext des Eingriffes ins Private.

Doch von Män­nern, meint sie realistisch, könne nicht erwartet wer­den, dass sie freiwillig auf ihre Privilegien verzichten, und schliesst daraus: „Frauen müssen lernen, Männer einzuklagen. Nicht dieses halb resignierte Nörgeln von unten, sondern realistische Forderungen und Kompromisse von Gleich zu Gleich.“

Dies gilt auch für Paare mit Kindern. Schwarzer hat genaue Vorstellungen, wie Berufs- und Familienleben für alle Betei­ligten bekömmlich zu vereinbaren sind: Ein Jahr paritätisch aufgeteilter Erzie- hungsurlaub, danach Ganztageskrippen und -schulen sowie eine reduzierte Ar­beitszeit von 30 bis 32 Stunden für beide Elternteile.

Gut zu wissen, Frau Schwarzer! Mehr ein Grund, warum ich Maskulist geworden bin!

Fortsetzung folgt